Mykhailo Boichuk: Die erschossene Ewigkeit

Mykhailo Boichuk: Die erschossene Ewigkeit

Kategorie: Seriöser Inhalt / Ukrainische Avantgarde / Das Erschossene Wiederaufleben
Lesezeit: 4 Min

In der Geschichte der Kunst gibt es Tragödien, und es gibt Verbrechen. Die Geschichte von Mykhailo Boichuk (1882–1937) ist ein Verbrechen, das bis heute schmerzt. Er wollte nicht der Diener einer Ideologie sein, sondern der Architekt einer Nation.

"Mykhailo Boichuk (1882–1937)"

Byzanz gegen den Roten Terror

Boichuk schuf etwas, wovor das Imperium Angst hatte: eine eigene, unabhängige Identität. Er blickte nicht nach Moskau, sondern zurück auf die Kiewer Rus und Byzanz. Sein Stil – der “Boitschukismus” – war monumental, streng und erhaben.

Er lehnte das Öl der akademischen Malerei ab und kehrte zur Tempera und zum Fresko zurück. Seine Farben waren nicht laut, sondern tief und ehrlich: Ocker, gebrannte Erde, das Blau des Himmels. Seine Figuren wirkten wie Heilige einer neuen, ukrainischen Liturgie.

Das Verbrechen der Identität

Russland hat Talenten aus den unterdrückten Nationen immer nur zwei Wege gelassen: Assimilation oder Vernichtung. Boichuks Schule illustrierte den legendären “Kobsar” (1931) – ein Akt des kulturellen Widerstands. Das war sein Todesurteil. 1937 wurde er zusammen mit seinen Schülern und seiner Frau im Sandarmoch hingerichtet. Moskau zerstörte seine Fresken mit Hämmern.

Der Krieg gegen die Erinnerung dauert an

Die Zerstörung endete nicht 1937. Am 25. März 2024 schlug eine russische Hyperschallrakete vom Typ “Zirkon” im Zentrum von Kiew ein. Ihr Ziel war kein militärisches Objekt, sondern die Staatliche Akademie für dekorative und angewandte Kunst Mykhailo Boichuk.

Der zentrale Flügel der Akademie wurde in Trümmer gelegt. In den zerstörten Archiven verbrannten studentische Arbeiten, Gobelins und ethnografische Forschungen – das lebendige Erbe einer neuen Generation.

Die Akademie kommentierte die Tragödie: «Die Geschichte wiederholt sich — Mykhailo Boichuk war ein prominenter Vertreter der ‘Erschossenen Wiedergeburt’. Zusammen mit seinen Schülern widmete er sich der Gestaltung einer neuen visuellen Kultur und nationalen Identität. Doch wie vor 100 Jahren bleibt Moskau sich selbst treu und fährt fort, alles Ukrainische gnadenlos zu zerstören.»

Es ist eine grausame Ironie: Das Imperium, das den Künstler tötete, versucht nun, seinen Namen und die Arbeit seiner geistigen Enkel auszulöschen.


🤝 So können Sie der Boichuk-Akademie helfen

Die Zerstörung des zentralen Flügels und der Archive erfordert enorme Mittel für den Wiederaufbau und die Restaurierung. Die UNESCO hat die Finanzierung und Organisation der Wiederherstellungsarbeiten übernommen.

Sie können die Akademie weiterhin unterstützen und sich über aktuelle Spendenaktionen informieren. Jede Hilfe unterstützt die Wiederherstellung des kulturellen Erbes der Ukraine und setzt ein Zeichen gegen den Terror.

Aktuelle Informationen zur Unterstützung finden Sie auf der offiziellen Website der Akademie: https://kdidpmid.edu.ua/academy/en/


Wichtige Werke & Illustrationen:

  • Das Abendessen (Fresko, zerstört)
  • Illustrationen zu “Kobsar” von Taras Schewtschenko (1931)
  • Mädchen am Apfelbaum (Tempera)

Visual Gallery

Autoportrait Mikhailo Boychuck Mikhailo Boychuck Mikhailo Boychuck Mikhailo Boychuck Mikhailo Boychuck Mikhailo Boychuck Mikhailo Boychuck Mikhailo Boychuck Mikhailo Boychuck

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